Personalberater aus 12 europäischen Länder verraten, worauf sie achten

Wie ein Bewerber seinen Lebenslauf gestaltet, wird von zahlreichen Faktoren mitbestimmt. Dazu zählen die berufliche Position, die Branche und natürlich auch das Land, in dem die Tätigkeit ausgeübt wird. Wir haben 4.245 Bewerber und 619 Personalberater bei Page Personnel befragt, um herauszufinden, worauf bei der Bewertung von Bewerbungsunterlagen geachtet wird. Vorangegangene Beschäftigungsverhältnisse bei angesehenen Firmen oder Marken, der Nachweis von Fachkenntnissen, die über die in der Stellenausschreibung geforderten hinausgehen und ein Foto in der Bewerbermappe sind überall in Europa relevant. Aber es gibt auch durchaus überraschende Unterschiede in den zwölf Ländern, in denen wir nachgefragt haben.

Darf ein guter Lebenslauf nicht länger als zwei Seiten sein?

In südeuropäischen Ländern, wie Spanien, Italien und Portugal erhalten Arbeitgeber auf Stellenausschreibungen überdurchschnittlich viele Bewerbungen. Die Mehrheit der Personalvermittler in diesen Ländern hält es für wichtig, dass ein Lebenslauf nicht mehr als zwei Seiten umfasst: 98 % in Italien, 92 % in Spanien und 85 % in der Türkei. Dem gegenüber stehen Länder wie Deutschland, in denen es dieser Punkt nicht einmal in die Top Ten geschafft hat. In Deutschland achten lediglich 26 % der Personalberater auf die Länge des Lebenslaufs.

Zustimmungswerte auf einen Blick: 

Italien: 98 %
Spanien: 91 %
Türkei: 85 %
Polen: 50 %
Deutschland: 26 % 

Gehört ein Foto in den Lebenslauf?

Trotz strenger Datenschutzgesetze erwarten alle deutschen Personalberater ein Foto im Lebenslauf – 100 % beantworteten die entsprechende Frage mit einem Ja. Auch unter den polnischen Kollegen ist die Zustimmung mit 79 % sehr hoch. Ein Foto personalisiert den Lebenslauf, erhöht die Einprägsamkeit und erleichtert dem Berater den Auswahlprozess.

Anders sieht man dies in Ländern wie Belgien oder Frankreich. Hier gilt das Foto als „Extra“ mit geringer Relevanz für den Ausgang der Bewerbung. Daher ist es auch wenig erstaunlich, dass lediglich 34 % der belgischen Berater das Foto im Lebenslauf für notwendig halten. Bei den Zahlen aus Frankreich – 50 % Zustimmung – sind eventuell noch immer die Auswirkungen einer Reportage aus dem Jahr 2010/11 spürbar. Eine anonymisierte Bewerbung ohne Foto stand damals im Mittelpunkt einer Kampagne gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz.

Zustimmungswerte auf einen Blick: 

Deutschland: 100 %
Polen: 79 %
Frankreich: 50 %
Belgien: 34 % 

Ist Auslandserfahrung wichtig?

Personalvermittler aus dem Mittelmeerraum halten Auslandserfahrung für wesentlich wichtiger als ihre Kollegen in anderen Gegenden Europas. In Italien, das mit 91 % Zustimmung an der Spitze steht, bestätigt man, dass danach aktiv gesucht wird. Es folgen Spanien mit 83 % und die Türkei mit 80 %. Geschuldet ist dies vermutlich dem hart umkämpften Arbeitsmarkt und der hohen Anzahl ausländischer Unternehmen, die auf diese Märkte drängen. In Ländern wie Spanien lässt sich außerdem ein Zusammenhang mit Fremdsprachenkenntnissen feststellen, die gewöhnlich vorhanden sind, wenn entsprechende Zeugnisse und Erfahrungen nachgewiesen werden können.

Die eigene Auslandserfahrung herauszustellen, kann sich – wenn klug gemacht – als wertvoller Aktivposten im Bewerbungsprozess erweisen. Der Gedanke liegt nahe, dass man dabei ein kulturelles Verständnis erworben hat, das sich positiv auf Kommunikationskultur und Problembewältigungsstrategie am Arbeitsplatz auswirken kann.

In Nordeuropa ist man in diesem Punkt anderer Meinung. Lediglich 26 % der Personalberater in Belgien und 37 % in den Niederlanden sind von der Bedeutung von Auslandserfahrung überzeugt.

Zustimmungswerte auf einen Blick: 

Italien: 91 %
Spanien: 83 %
Türkei: 80 %
Deutschland: 40 %
Niederlande: 37 %
Belgien: 26 % 

Sind Beschäftigungslücken von mehr als 6 Monaten ein Problem?

In Ländern mit hohen Arbeitslosigkeitsraten im letzten Jahrzehnt gilt es als Vorteil, wenn der Lebenslauf keine Beschäftigungslücken aufweist. Italien führt hier mit 50 % Zustimmung unter den Personalberatern das Feld an, gefolgt von Spanien mit 31 %. Weist der Lebenslauf wenige oder gar keine Lücken auf, wird dies als Zeichen für hohe Aktivität interpretiert – ein wesentlicher Erfolgsfaktor, wenn man auf einem gesättigten Markt nach Arbeit sucht. 

Anders in Frankreich: Hier wird Inaktivität offensichtlich weniger eng gesehen. Lediglich 4 % der Personalberater halten eine Beschäftigungslücke von über sechs Monaten für problematisch. In den Niederlanden liegt der Zustimmungswert mit 7 % ebenfalls im einstelligen Bereich. Allerdings kann dafür auch die vorherrschende Einstellung in Bezug auf Flexibilität am Arbeitsplatz verantwortlich gemacht werden. Teilzeitarbeit, Umschulungen und Sabbaticals sind an der Tagesordnung und in der Arbeitskultur fest verankert.

Zustimmungswerte auf einen Blick: 

Italien: 50 %
Spanien: 31 %
Niederlande: 8 %
Frankreich: 4 % 

Sind Beschönigungen im Lebenslauf erlaubt?

Wenn es um kleine Übertreibungen im Lebenslauf geht, ist man in den Niederlanden und in Belgien wesentlich verständnisvoller als im restlichen Europa. Tatsächlich geben 44 % der Personalberater in Belgien und 43 % ihrer holländischen Kollegen zu Protokoll, dass ein kreativer Umgang mit der Wahrheit erlaubt ist.

Umso überraschender ist allerdings, dass man in Italien mit 7 % Zustimmung das geringste Verständnis aufbringt. Dort erwartet man, dass der Lebenslauf zu 100 % akkurat ist. In Frankreich ist man mit 13 % nur wenig toleranter.

Zustimmungswerte auf einen Blick: 

Belgien: 44 %
Niederlande: 43 %
Frankreich: 13 %
Italien: 7 % 

Gehört Privates in den Lebenslauf?

Wer sich in den Niederlanden auf eine Stelle bewirbt, ist gut beraten, ein paar Zeilen über persönliche Interessen hinzuzufügen. 74 % der Befragten stimmen dem zu. Ähnlich sieht es in Portugal mit 68% und Deutschland mit 64 % aus. Details aus dem Privatleben ermöglichen schon vor dem Vorstellungsgespräch erste Einblicke in den Charakter. Dem Personalberater, der einschätzen muss, ob ein Bewerber zu einem bestimmten Unternehmen passt, erleichtert das die Arbeit.

Niedrigere Wertschätzung erfährt diese Praxis in Spanien und Frankreich, wo nur 26 % und 28  % der Befragten persönlichen Interessen im Lebenslauf Platz einräumen.

Ähnlich verhält es sich übrigens bei der Frage nach der Motivation für die Bewerbung auf eine bestimmte Position. In den Niederlanden befürworten 90 % die Offenlegung persönlicher Gründe, gefolgt von 78 % in Belgien.

Informationen dieser Art erlauben es Bewerbern auszudrücken, wer sie wirklich sind. In Kombination mit persönlichen Interessen, Erfahrungen und Fähigkeiten entsteht so ein Gesamtbild, das die Konkurrenzfähigkeit eines Lebenslaufs verbessert. Allerdings sieht man dies nicht in allen Ländern so.

In Spanien ist nur einer von fünf Personalberatern davon überzeugt, dass die Begründung der persönlichen Motivation im Lebenslauf relevant ist. Ein möglicher Grund kann die hohe Zahl der Bewerbungen sein, die auf den Schreibtischen der Berater landen. Deshalb kann das Thema bei der Vorauswahl nicht berücksichtigt werden, steht aber im weiteren Verlauf des Bewerbungsprozesses beim Vorstellungsgespräch auf der Tagesordnung.

Zustimmungswerte auf einen Blick: 

Persönliche Interessen

Niederlande: 74 %
Portugal: 68 %
Deutschland: 64 %
Frankreich: 28 %
Spanien: 26 % 

Persönliche Motivation

Niederlande: 90 %
Belgien: 78 %
Frankreich: 51 %
Spanien: 18 % 

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